Zur Geschichte des Schachbezirks Lüneburg Bezirk IV im Niedersächsischen Schachverband 

Die Geschichte des Schachbezirks Lüneburg begann l 947, es ist die Zeit nach dem II.Weltkrieg, die sogenannte Nachkriegszeit, an die die Älteren sich noch gut erinnern; für die Jüngeren, die davon nichts mehr mitbekommen haben, weil sie später geboren wurden, sind jene Jahre nur sehr schwer zu begreifen. Was war das damals für eine Zeit? Das Kriegsgeschehen, das Grauen des Krieges, war erst zwei Jahre vorbei, damit in frischer Erinnerung, da viele Menschen gerade noeh zum Kriegsende ihre Heimat, ihr Hab und Gut verloren hatten, verwundet worden waren oder auch noch den Tod gefunden hatten. Unter den tausenden von Gefallenen der letzten Wochen war auch eines der größten deutschen Schachtalente, die große deutsche Schachhoffnung Klaus Junge. Er fiel 21jährig als Leutnant noch am l7.April l945 in unserem Bezirk bei Welle und ist auf dem dortigen Friedhof beigesetzt worden.

Der Winter 1946/47 war besonders hart, in Mitteleuropa herrschte eine schlimme Kältewelle, die viele Wochen anhielt. Holz und Kohle gab es kaum, Strom oft nur ein paar Stunden am Tag, man verheizte alles, was brennbar war, fällte die Straßenbäume, und Holzdiebstahl war an der Tagesordnung. Kältetote wurden täglich vermeldet, und in vielen Behelfswohnungen, in denen ein Großteil der Deutschen untergebracht war, fiel die Temperatur auf mehrere Grade unter null.

Man könnte meinen, daß die Menschen in so einer Zeit ihr Interesse an allem verlieren, gerade das war allerdings nicht der Fall. Das Jahr 1945 war zwar nicht die Stunde null, aber es war zu keiner Zeit so viel Neubeginn in Deutschland wie in den ersten Jahren nach dem Kriege, nachdem der Schrecken der Kämpfe vorüber war. Man wollte wieder ein bißchen normales Leben, dazu gehörten auch der Sport und die Vereinsarbeit. So nimmt es nicht wunder, daß es bereits 1946 wieder die ersten Schachturniere gab. Das Reisen zu jener Zeit war allerdings ein Problem, denn die Züge waren immer total überfüllt. Den Idealismus der Schachspieler in jener Zeit tat das aber keinen Abbruch. So ist es im nachhinain verständlich, daß gerade in das Jahr 1947 (auch bereits l946) viele Neugründungen oder Wiedergründungen von Sport- und Schachvereinen und Kreissportbünden fielen und auch die übergeordneten Organisationen gerade im Jahre 1947 wieder aufgebaut wurden.

Aus all dem wird erklärlich, daß auch der Schachbezirk Lüneburg im Jahre 1947 gegründet wurde. Die Gründung erfolgte am Ostermontag in Lüneburg, allerdings nicht unter dem jetzigen Namen, auch nicht als Bezirk, sondern als eigenständiger Schachverband unter dem Namen "Schachverband Lüneburger Heide". Gegründet wurde er von den folgenden 5 Vereinen: Lüneburger Schachklub von 1875, Celler Schachklub von 1878, Schachverein Uelzen von 1924, Schachgemeinschaft Bienenbüttel und Schachklub "Turm" Wathlingen. Einen dreiköpfigen Vorstand gab man sich auch, der aus den Schachfreunden Michael Jäger (Uelzen), Hans Lausch (Celle) und Fritz Stolzenburg (Uelzen) bestand. Vorangegangen waren der Gründung Kontakte zwischen den Vereinen Lüneburg, Uelzen und Celle, die bis in das Jahr 1946 zurückreichten.

Vieles, was wir aus dieser Zeit wissen, verdanken wir Michael Jäger, der über 30 Jahre, von 1947 bis 1977, eine 192 Seiten starke Chronik schrieb. Dieses sehr liebevoll handschriftlich geführte Buch ist mit zahlreichen Zeichnungen angereichert, eine Kopie davon wird im Archiv des NSV aufbewahrt.

Neben der Chronik von Michael Jäger ist als weitere wichtige Informationsquelle die Festschrift zum 25jährigen Jubiläum des "Bezirks 4 Elbe-Aller" zu erwähnen, die unter der Federführung von Gerhard Schwanke und Dr. Claus Wedekind im September 1971 herausgegeben wurde und ebenfalls im Archiv des NSV aufbewahrt wird. In ihr sind unter anderem sämtliche Bezirksmeister und Vorstandsmitglieder bis 1970 aufgelistet.

Schon 1945, direkt nach Kriegsende, wurde in den Gefangenenlagern in Deutschland viel Schach gespielt, oft war es die einzige erlaubte Abwechslung. Ab 1946 reiste dann fast alles, was im und vor dem Kriege einen Namen im Schach hatte, zu den Turnieren, die man erreichen konnte, oft unter größten Problemen. So ist es nur natürlich, daß mit der Gründung des Bezirkes 1947 (damals ja noch Verbandes) die ersten Bezirksmeisterschaften (in Wirklichkeit ja Verbandsmeisterschaften) ausgetragen wurden. Erster Bezirksmeister (1947) aus unserer heutigen Sicht wurde Walter Schulz (Lüneburg). Auch Jugendmeisterschaften fanden 1947 schon statt. Sie wurden gewonnen von Harald Glaser (Celle).

Im Jahr der Gründung unseres Schachbezirkes (Schachverbandes) wurde von den Lüneburger Schachfreunden eines der bedeutendsten Eliteturniere in dem damaligen Zeitraum nach dem Kriege durchgeführt. Es erhielt eine besondere Note dadurch, daß der frühere Weltmeister- schaftsanwärter Bogoljubow am Start war, der das Turnier schließlich mit nur einem halben Punkt Vorsprung (insgesamt 14,5 Punkte) vor Dr. Rödl (14 Punkte) gewann. Weitere bekannte Meister, die dort starteten, waren Heinicke, Rellstab, Ahues und Sämisch. Für den Bezirk Lüneburg ist es interessant, daß neben 12 auswärtigen Meistern, sie wurden extra als Meister bezeichnet, auch noch 6 Vertreter der Lüneburger Heide (des damaligen Verbandes) am Start waren. In der Turnierbroschüre wird berichtet:

"Sechs Vertreter der Lüneburger Heide, für die das Turnier in erster Linie eine Übungsgelegenheit bedeuten sollte, erzielten gegen die zwölf auswärtigen Meister 9,5 Punkte aus 72 Partien, immerhin einen Prozentsatz, der in gemischten Meistertumieren oft nicht erreicht wird. Die ersten Plätze unter ihnen (den heimischen Spielern) errangen Schulz, Menke und der erst 25jährige Hohlfeld, welcher vielleicht noch eine Zukunft hat."

Und als Turnierleiter, dem gedankt wurde, ist angeführt Herr Rößner. Es lohnt sich, diese Ausführungen etwas zu erläutern. Schulz, der 13. wurde, war der erste Bezirksmeister Walter Schulz - Lüneburg. Menke, der geteilter 14./15. wurde, war Gerhard Menke - Lüneburg. Er wurde 1956 Bezirksmeister. Beide gehörten ab 1948 dem Bezirksvorstand, damals ja noch Verbandsvorstand, an. Bei Hohlfeld, damals 25 Jahre, der ebenfalls geteilter 14./15. wurde, und der "vielleicht noch eine Zukunft hat", wie es in dem Text so schön heißt, handelte es sich um Heinz Hohlfeld - Lüneburg. Er wurde 1948 und 1951 Bezirksmeister, später, 1957 und 1965, Niedersachsenmeister, er spielte am 4.Brett in der Meistermannschaft des HSK, gemeint ist der Hannoversche SK und nicht der Hamburgische, und mit dieser Mannschaft wurde er 1959 Deutscher Mannschaftsmeister. Der Beisatz mit der Zukunft bezog sich bei Heinz Hohlfeld natürlich auf das Spielerische. Was der Schreiber der Zeilen nicht ahnen konnte, war, daß Heinz Hohlfeld auch eine erstaunliche Funktionärskarriere bevorstand.

1950 gehörte Heinz Hohlfeld dem Bezirksvorstand an, damals ja noch Verband, und von 1951-53, da ist die Bezeichnung Bezirk nun richtig, nach der Aufnahme in den Niedersächsichen Schachverband, worauf noch einzugehen ist, war Heinz Hohlfeld 2.Vorsitzender des Schachbezirks. Zweimal, von 1958-63 und von 1966-72, war er dann Vorsitzender des Niedersächsichen Schachverbandes, er wurde 1975 Vizepräsident des DSB und 1983, als Nachfolger von Alfred Kinzel, dessen Vizepräsident er war, zum Präsidenten des DSB gewählt. Der Niedersächsiche Schachverband ernannte ihn zum Ehrenmitglied.

Heinz Hohlfeld gehörte zu den Männern der ersten Stunde im Schachbezirk Lüneburg, die damals den Schachbetrieb wieder in Gang brachten, zum anderen war seine Entwicklung als Spieler und Funktionär in besonderer Weise mit dem Werdegang des Schachs in Deutschland und mit der Geschichte des DSB verknüpft - und das alles nahm seinen Ausgang 1947 in dem Schachverband Lüneburger Heide, wie der Bezirk nach seiner Gründung 1947 hieß.

Der Niedersächsiche Schachverband bestand 1947 nur aus den Räumen Hannover, Braunschweig und Hildesheim/Göttingen, praktisch also aus den jetzigen Bezirken I bis III. Erst 1950 kam es dann zu Beitrittsverhandlungen über den Anschluß des Schachbezirks Lüneburger Heide in den Niedersächsischen Schachverband. Im Zuge dieses Beitritts erfolgte dann auch eine Umbenennung: Aus dem "Schachverband Lüneburger Heide" wurde der "Schachbezirk Elbe-Aller", zumal man flächenmäßig längst über das Gebiet der Lüneburger Heide hinausgewachsen war; inzwischen zählte man auch 22 Vereine. Mit dem Namen Elbe- Aller wollte man deutlich machen, daß der Bezirk praktisch das Gebiet zwischen diesen beiden Flüssen umfaßt, eine genaue Grenzfestlegung war das allerdings nicht, so gehörte beispielsweise auch Nienburg eine Zeitlang zum Schachbezirk Elbe-Aller, obwohl es außerhalb dieses Gebietes liegt. Niedersachsen bestand damals aus acht Regierungs- bzw. Verwaltungsbezirken. Zum Schachbezirk Elbe-Aller gehörten also die größten Teile der damaligen Regierungsbezirke Lüneburg und Stade.

Der Schachverband Lüneburger Heide wurde als Ergebnis der Beitrittsverhandlungen im Laufe des Jahres 1950 als Schachbezirk Elbe-Aller Mitglied im Niedersächsischen Schachverband (wirksam ab 1951). Im Zuge des 1950 ebenfalls durchgeführten Umbaus des Niedersächsischen Schachverbandes wurde der Bezirk Lüneburg, was heute kaum noch jemand weiß, zuerst Bezirk V, und im Zuge der 2. Strukturreform des Verbandes 1953 dann zum Bezirk IV, der er heute noch ist und was allen geläufig ist.

Auch auf deutscher Ebene strebte man 1947 wieder eine gemeinsame Organisation an. Das war allerdings äußerst schwer zu verwirklichen. Deutschland war ja in vier Besatzungszonen unterteilt: in die englische, zu der Niedersachsen gehörte, in die amerikanische, in die franzö- sische und in die sowjetische. Eine Schachorganisation über die Besatzungszonen hinweg zu bilden, war verboten. Man behalf sich damit, indem man eine inoffizielle "Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schachverbände" bildete und 1947 in Weidenau die ersten deutschen Schachmeisterschaften nach dem Kriege durchführte. Als Vertreter des Schachverbandes Lüneburger Heide reiste Michael Jäger im August 1947 zu den Deutschen Meisterschaften nach Weidenau. Außer ihm waren dort noch drei weitere Mitglieder seines Verbandes; Heinz Hohlfeld und Dr. Heinz-Wilhelm Dünhaupt spielten im Hauptturnier der Gruppe A, und Werner Rößner war als Turnierleiter tätig.

Der Schwerpunkt des Schachbezirkes Lüneburg war ursprünglich die Achse Lüneburg-Uelzen-Celle. An den Siegern der ersten fünf Jahre bei den Bezirkseinzelmeisterschaften wird das deutlich. Bei den Herren stammten die ersten fünf Meister alle aus Lüneburg. Es waren 1947 Walter Schulz, 1948 Heinz Hohlfeld, 1949 und 1950 Fritz Hermann und 1951 wieder Heinz Hohlfeld. Bei den Jugendlichen sah es etwas anders aus: Die ersten beiden Sieger 1947 Harald Glaser und 1948 Kurt Leuschner stammten aus Celle, 1949 gewann Joachen Nagel (Bevensen), Sieger der Jahre 1950 und 1951 war Karl-Heinz Gohlke (Uelzen). Karl-Heinz Gohlke war übrigens der erste, der erst Jugendmeister und später, 1955 und 1957 und wieder 1971 und 1972, Herrenmeister wurde; eine kleine Reihe von Schachfreunden machte ihm das später nach.

Von diesem alten Schwerpunkt aus wuchs der Schachbezirk Lüneburg nach Westen zur Küste, nach Osten war eine Ausdehnung wegen der Zonengrenze, die später die Grenze der DDR wurde, ja nicht möglich. Da nicht genau festgelegt war, wo sich ein neugegründeter Verein anzuschließen hatte, wanderten allerdings Vereine aus dem niedersächsischen Bremer Umland auch zum Landesschachbund Bremen und wurden dort Mitglieder, zum Nachteil der niedersächsischen Schachbezirke, die jetzt dort weiße Flecken in ihrem Schachbezirk haben, wo sich praktisch kaum neue Vereine gründen lassen, weil Schachspieler aus diesen Räumen lieber Mitglied in einem bestehenden Verein werden, der im Landesschachbund Bremen spielt. Bis zur Küste ist der Schachbezirk Lüneburg allerdings schon vorgedrungen, aber nur zur Elbe-Küste und nicht zur Weser-Küste.

Der erste Vorstand nach der Aufnahme in den Niedersächsischen Schachverband 1951 sei mit allen Mitgliedern einmal genannt: 1. Vorsitzender: Edwin Deutgen - Hermannsburg, 2.Vorsitzender:Heinz Hohlfeld - Lüneburg, Spielleiter: Werner Rößner - Lüneburg, Kassenwart: Heinrich Meyer - Lüneburg, Jugendwart und zusätzlich Schriftführer: Michael Jäger - Uelzen.

Zwei Personen seien etwas ausführlicher dargestellt: Werner Rößner und Michael Jäger. Werner Rößner wurde schon kurz als Turnierleiter des Eliteturniers von 1947 in Lüneburg und als Turnierleiter der ersten Deutschen Meisterschaft nach dem Kriege in Weidenau erwähnt. Er war 1951 und 52 Bezirksspielleiter, dann wieder Spielleiter von 1954 bis 1956, l. Vorsitzender im Bezirk 1957 und 58 und im Jahre 1959 dann 2. Vorsitzender, als Michael Jäger für ein Jahr das Amt des 1. Vorsitzenden im Bezirk übernahm. Als Spielleiter, das war sein Markenzeichen, trug er immer einen weißen Kittel und hatte ständig eine Zigarre im Mund. Wie bei Heinz Hohlfeld, so wurde auch bei ihm seine Tätigkeit zuerst im Verein und dann im Schachbezirk zum Sprungbrett in die Verbandsarbeit und schließlich auf die Bundesebene. Er wurde Landesspielleiter und in die Turnierleitung der Schacholympiade in Siegen (1970) berufen. 1971 im April erfolgte als Krönung seine Wahl zum Bundesturnierleiter. Das Leben ist jedoch manchmal grausam. Nachdem er sein Traumziel erreicht hatte, machte ein Herzinfarkt seinem Leben, 61jährig, zwei Monate später ein Ende.

Der Mann jedoch der ersten Stunde, der ersten Jahre, der ersten vier Jahrzehnte war Michael Jäger - Uelzen. 1905 geboren, war er bei der Gründung des Schachbezirkes, des damaligen Schachverbandes Lüneburger Heide, 1947 dabei. Er gehörte diesem Vorstand bis zur Umwandlung in den Schachbezirk Elbe-Aller an und bekleidete danach immer irgendein Vorstandsamt, meistens zwei, manchmal auch noch mehr gleichzeitig. Er war im Schachbezirk Elbe-Aller 15 Jahre Jugendwart, 13 Jahre Spielleiter, zwölf Jahre Schriftführer, drei Jahre Kassenwart und ein Jahr 1. Vorsitzender. 1971 wurde er nach 20jähriger Vorstandsarbeit im Bezirk Elbe-Aller zum Ehrenmitglied im Bezirksvorstand ernannt, eine Position, die er bis zu seinem Tode im März 1988 ausübte und die er sehr ernstnahm. Bezirkskongresse waren jahrelang ohne Michael Jäger gar nicht vorstellbar. Vieles, was wir heute wissen, wurde durch ihn überliefert. Der Bezirk ehrt ihn, indem wir unseren Bezirks-Mannschaftspokal auf Vorschlag von Hans Berger, einem seiner Nachfolger als Bezirksspielleiter, den Namen Michael-Jäger-Pokal gegeben haben.

In einer kurzen Geschichte des Bezirkes können nicht alle Personen erwähnt werden, die ein Vorstandsamt bekleidet haben, die am Aufbau des Bezirkes mitwirkten, kurzum, die sich durch ihren Einsatz ma den Bezirk verdient gemacht haben, sie sind deswegen nicht vergessen. Etwas streiflichtartig sollen jedoch einige Personen aus dem Zeitraum der Gründung bis 1980 angeführt werden.

Zu nennen sind Fritz Möllmann - Hitzacker, Vorsitzender von 1952-56, der frühere Kassenwart Rudi Feuerherm - Celle, der später viele Jahre Kassenprüfer war und in diesem Jahr, am 18. März 1998, verstorben ist, die ehemaligen 1.Vorsitzenden Herbert Romahn - Celle (1960 -63), Ernst Müller - Stade (1964-67) und Paul Podoll - Celle (1968-69), der langjährige 2. Vorsitzende Adolf Pilgrim - Lüchow und der mehrjährige Jugendwart und Schriftführer Kurt Schöngart - Buxtehude, Vater des jetzigen Stellvertretenden Bezirksspielleiters Ralf Schöngart.

Auf dem 26.Landeskongreß, den der Bezirk IV 1972 in Buchholz-Nordheide ausrichtete, begann die große Ära von Klaus Gohde, der inzwischen den Bezirksvorsitz übernommen hatte. Er war auf Grund seiner vielfältigen Ideen und Aktivitäten eine so dominierende Persönlichkeit im Bezirk IV, daß dieser zeitweise unter der Bezeichnung "Gohdesien" bekannt wurde. An seiner Seite stand in dieser Zeit von 1971-1980 Herbert Te8mer als 2. Vorsitzender. Klaus Gohde war die meiste Zeit zusätzlich auch noch Spielleiter, Herbert Teßmer von 1968-74 außerdem noch Kassenwart und von 1978-80 Schriftführer. Beide Kombinationen 1.Vorsitzender/Spielleiter sowie 2.Vorsitzender/Kassenwart hat es vorher und nachher nicht wieder gegeben. Beide waren (Klaus Gohde ist es noch) auch auf Landesebene aktiv, Herbert Teßmer lange Jahre als Schatzmeister, Klaus Gohde als Vizepräsident und heute noch als Referent für das Seniorenschach. Außerdem ist Klaus Gohde Schatzmeister und Vizepräsident im Förderkreis der Senioren im DSB und z.Zt. Turnierleiter bei den Bezirkseinzelmeisterschaften, während Herbert Teßmer als langjähriger Schatzmeister und Kassenwart nun im Bezirk die Kasse prüft. Beide wurden wegen ihrer Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel des Verbandes ausgezeichnet. Herbert Teßmer war nach Heinz Hohlfeld der zweite, der zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt wurde. Klaus Gohde wurde 1997, anläß1ich der 50-Jahr-Feier des Bezirkes am 6.September 1997 zum Ehrenmitglied des Bezirkes ernannt. Er war im Bezirk nach Michael Jäger der zweite, dem diese Ehre zuteil wurde. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, daß der Ehrenpräsident des Niedersächsichen Schachverbandes, der langjährige Präsident Rudolf Seebaß - Celle aus dem Schachbezirk Lüneburg stammt.

Viele Schachfreunde nehmen regelmäßig an den Bezirkseinzelmeisterschaften teil, manche seit Jahren, bei einigen kann man sogar von Jahrzehnten sprechen. Einige haben es dabei zu besonderen Leistungen gebracht, die gewürdigt werden sollten. Karl-Heinz Gohlke (Uelzen) wurde schon genannt. Klement Schröder-Bremervörde wurde zweimal Bezirksmeister (1954 und 59), Gerhard Schwanke - Uelzen wurde zweimal Bezirksmeister (1958 und 61), Rudi Feuerherm - Celle wurde einmal Bezirksmeister (1963) und später viele Male immer wieder Seniorenmeister, Fred Diekmann - Lüneburg wurde zweimal Bezirksmeister (1966 und 67), Arno Habermann - Cuxhaven wurde Ainfmal Bezirksmeister (1968, 69, 71, 73 und 79), er ist damit der Rekordmeister, Erich Scholvin-Neuhaus (später Stade) wurde einmal Jugendmeister (1965) und dreimal Bezirksmeister (1970, 74 und 75), Karl-Heinz Tscheppe - Buchholz wurde zweimal Bezirksmeister (1976 und 77), Uwe Grimm - Bremervörde (später Salzhausen) wurde einmal Jugendmeister (1970) und viermal Bezirksmeister (1978, 81, 84 und 88), Enno Eschholz - Niederelbe wurde einmal Jugendmeister (1976) und viermal Bezirksmeister (1980, 82, 85 und 89), Dirk Hilck - Stade wurde einmal Jugendmeister (1974) und viermal Bezirksmeister (1987, 90, 93 und 95), Matthias Richter-Buxtehude wurde zweimal Bezirksmeister (1994 und 96).

Bei der 1977 abgeschlossenen Gebietsreform in Niedersachsen wurden die Regierungsbezirke Lüneburg und Stade zu einem Regierungsbezirk zusammengelegt. Zehn Jahre später, 1987, trat der Niedersächsische Schachverband dem Landessportbund Niedersachsen bei, nachdem Schach endlich auch als Sport anerkannt worden war. Am 14.Mai 1988 gab sich der Bezirk Elbe-Aller auf einer außerordentlichen Vollversammlung in Buxtehude in Anpassung an die Bestimmungen des Landessportbundes Niedersachsen eine neue Satzung. Er benannte sich gleichzeitig um in Schachbezirk Lüneburg und paßte sich damit dem Bezirkssportbund Lüneburg an. In der neuen Satzung wurde festgelegt, daß die Grenzen des Schachbezirkes den Grenzen des Regierungsbezirks Lüneburg entsprechen. Im gleichen Jahr, am 11. November 1988, erfolgte die Eintragung beim Amtsgericht Lüneburg. Seit diesem Jahr gehört der Schachbezirk Lüneburg als Fachverband Schach dem Bezirkssportbund Lüneburg an.

In den 80er und 90er Jahren wurden im Schachbezirk eine Reihe von neuen Funktionen geschaffen, um die Arbeit besser auf mehr Personen verteilen zu können. Ein Spielausschuß als Schiedsgericht des Bezirkes wurde neu gebildet. In den Staffeln wurden Staffelleiter eingesetzt. Die Ämter des Materialwartes und des Stellvertretenden Spielleiters wurden eingeführt. Für die Leitung der Bezirkseinzelmeisterschaften wurde ein eigener Turnierleiter bestimmt, dazu erfolgt die Auslosung der Partien und die Auswertung der Turniere durch Computer.

An drei Personen, die nicht mehr unter uns weilen, soll erinnert werden. Dr. Ing.Claus Feck - Stade hat sich um das Jugendschach und das Schulschach große Verdienste erworben. Sein Schach-Förderkreis hat viele Jahre segensreiche Arbeit zum Wohle des Jugendschachs geleistet. Es ist Dr. Feck zu verdanken, daß der Bezirk IV jahrelang eine Vorreiterrolle im Schulschach einnehmen konnte. Für seine Leistungen wurde ihm vom Niedersächsichen Schachverband die Ehrennadel in Silber verliehen.

Lothar Werchan - Stade war lange Jahre als Turnierleiter der Bezirkseinzelmeisterschaften unentbehrlich. Er hatte die Turnierleitung noch von der Pike auf in der DDR gelernt und wußte praktisch alles. Lothar kam ohne jede Hilfsmittel zurecht. Darüber hinaus war er ein Original, wie man schwerlich je eines wieder finden wird.

Helmut Berg-Zeven setzte sich als Bezirksspielleiter von 1980-82 engagiert für den Spielbetrieb im Bezirk ein und gab manche Impulse, als hier eine Reihe von Änderungen anstand.

Zu nennen sind weiter einige Vorstandsmitglieder, die in den Jahren seit 1980 ihr Amt längere Zeit ausübten. Heinrich Wieking - Cadenberge/Niederelbe war 18 Jahre 1.Vorsitzender (1980 bis 1998), Siegfried Puschke - Buxtehude seit ebenfalls 18 Jahren 2.Vorsitzender und gleichzeitig Schriftführer (1980 bis heute). Hans Berger - Dannenberg hat das Amt des Bezirksspielleiters 13 Jahre ausgeübt (1982-95) und hält in dieser Funktion zusammen mit Michael Jäger den Rekord im Bezirk. Ludwig Weyhe - Neuhaus/Niederelbe bekleidete vier Jahre das Amt des Kassenwartes (1980-84), ihm folgte für fünf Jahre (1984-89) Alfred Henke - Unterlüß, und Jürgen Steinhoff - Harsefeld hatte mit sieben Jahren (1989-96) das Amt des Kassenwartes bislang am längsten inne. Verdienste haben sich aber auch einige Schachfreunde erworben, die kein Vorstandsamt be- kleideten bzw. bekleiden, da sie viel fürden Bezirk getan haben bzw. noch tun.

Detlef Wickert - Neuhaus/Niederelbe war von der Einführung der Ingo-Zahlen bis zu ihrer Ab- schaffung, in einem Zeitraum von rund 17 Jahren, Ingo-Sachbearbeiter des Bezirkes. Dietmar Schade - Neuhaus/Niederelbe bekleidete für rund zehn Jahre das Amt des Vorsitzenden des Spielausschusses. Rodion Wentzek - Verden übernahm als Nachfolger von Detlef Wickert mit der Einführung der Deutschen Wertungszahl (DWZ) das Amt des Wertungsreferenten im Bezirk und als Nachfolger von Dietmar Schade das Amt des Vorsitzenden des Spielausschusses. Inzwischen gehört Rodion Wentzek als Referent für Wertungen und Datenverarbeitung dem Landesvorstand an und hat sein Amt als Wertungsreferent auf Bezirksebene an Joachim List - Uelzen übergeben. Manfred Sobottka - Cadenberge/Niederelbe ist seit über einem Jahrzehnt als Computerwart bei den Bezirkseinzelmeisterschaften dabei. Mehr als 10 Jahre ist Erich Scholvin-Stade als Nachfolger von Dr. Feck der Schulschachreferent des Regierungsbezirkes Lüneburg. Daß der Bezirk Lüneburg bei den Schulschachmeisterschaften regelmäßig so hervorragend abschneidet, ist zum großen Teil sein Verdienst.

Auch der Niedersächsische Schachverband hat die besonderen Verdienste von Schachfreunden aus dem Bezirk IV Lüneburg anerkannt. So erhielten die Schachfreunde Dr. Heinz-Wilhelm Dünhaupt - Celle, Klaus Gohde - Buchholz, Michael Jäger - Uelzen, Werner Rößner - Lüneburg und Herbert Teßmer - Stade die Goldene und die Schachfreunde Hans Berger - Dannenberg, Gerhard Breitmann - Bodenteich (früher Bezirk IV), Dr. Claus Feck - Stade, Dr. Fritz Möllmann - Hitzacker, Siegfried Puschke - Buxtehude, Gerhard Schwanke - Uelzen und Heinrich Wieking - Cadenberge die Silberne Verdienstnadel des NSV. Nicht zu vergessen sind dabei Heinz Hohlfeld, der seine schachliche Karriere in Lüneburg begann und Rudolf Seebaß, der sie in Celle beendete.

Vorsitzende des Bezirks IV waren: 1947 und 1959 Michael Jäger - Uelzen, 1948-1950 Gerhard Menke - Lüneburg, 1951 und 1970-1972 Edwin Deutgen - Hermannsburg, 1952-1956 Fritz Möllmann - Hitzacker, 1957-1958 Werner Rößner - Lüneburg, 1960-1963 Herbert Romahn - Celle, 1964-1967 Ernst Müller - Stade, 1968-1969 Paul Podoll - Celle, 1972-1980 Klaus Gohde - Buchholz, 1980 bis 1998 Heinrich Wieking - Cadenberge, seit 1998 Klaus Storjohann - Lüneburg.

Der Schachverband Lüneburger Heide bestand bei seiner Gründung 1947 aus 5 Vereinen mit 230 Mitgliedern, der Schachbezirk Elbe-Aller hatte 1951 bei seinem Beitritt in den Niedersächsischen Schachverband 22 Vereine mit 252 Mitgliedern. Heute, im Jahre 1998, besteht der Schachbezirk Lüneburg e.V. aus 48 Vereinen mit 1166 Mitgliedern.

Die 51 Jahre des Schachbezirks Lüneburg, Bezirk IV im Niedersächsischen Schachverband waren keine ständige Erfolgsgeschichte, überwiegend ist es in all den Jahren jedoch aufwärtsgegangen. Diese Entwicklung gilt es auch in der Zukunft fortzusetzen.

Heinrich Wieking